SAF-Outlook
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Sustainable Aviation Fuel Outlook

Ausblick über die weltweit geplante Produktion von Sustainable Aviation Fuel bis 2030

Der CENA SAF-Outlook 2024-2030 gibt Einblicke in zukünftige Trends und Entwicklungen zu den globalen Aktivitäten auf dem SAF-Markt. Er ermöglicht eine Abschätzung der zu erwartenden SAF-Produktionsmengen sowie des zusätzlichen Potenzials an nachhaltig produzierten Kraftstoffen (Synfuels).

Die Ergebnisse im Überblick:

  • Stand Oktober 2023: 144 aktive SAF-Projekte weltweit, davon 20 in Deutschland
  • Ankündigung für 2030: Produktionsmenge von fast 30 Mio. Tonnen SAF weltweit, davon rund 1,5 Mio. Tonnen aus Deutschland
  • Angekündigte weltweite Produktionsmenge entspricht lediglich etwa 5-10 Prozent der weltweit im Luftverkehr vertankten Kerosinmenge
  • HEFA-Anteil weltweit in 2023 bei 90 Prozent; in 2030 bei rund 70 Prozent
  • Technologischer Fokus in Deutschland auch in Zukunft auf Power-to-Liquid (PtL)
  • Erfüllung der europäischen SAF-Quote möglich, allerdings hauptsächlich aus biogenen Verfahren
  • Europäische und deutsche PtL-Quote wahrscheinlich nicht erreichbar

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CENA SAF-OUTLOOK 2024-2030 – EINE ANALYSE VON MENGEN, TECHNOLOGIEN UND PRODUKTIONSSTANDORTEN FÜR NACHHALTIGE FLUGTREIBSTOFFE

Nachhaltige Flugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) sind ein zentraler Baustein für die Defossilisierung der Luftfahrt. Ab 2025 gelten verbindliche SAF-Quoten in Europa, die durch die EU-Verordnung ReFuelEU Aviation geregelt sind. In Deutschland verpflichtet derzeit noch das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) zur Beimischung von Power-to-Liquid-Kerosin (PtL). Trotz dieser Vorgaben sind Sustainable Aviation Fuels bisher nur in geringen Mengen verfügbar. Eine hinreichende Versorgung mit SAF ist also von entscheidender Bedeutung, um die Luftfahrt nachhaltiger zu gestalten und die Vorgaben der EU zur Erreichung der Klimaschutzziele im Luftverkehr sicherzustellen.

Der CENA SAF-Outlook 2024-2030 liefert erstmals eine Bestandsaufnahme der aktuellen und prognostizierten SAF-Produktionsmengen bis 2030. Er zeigt, welche Verfahren bei der SAF-Produktion wann zum Einsatz kommen und wie der Entwicklungsstand (Härtegrad) der jeweiligen Vorhaben einzuschätzen ist. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Prüfung, ob mit den angekündigten Produktionskapazitäten die Quoten auf nationaler und EU-Ebene erfüllt werden können. Hierfür wurden öffentlich einsehbare Quellen ausgewertet und mit eigens erhobenen Unternehmensdaten abgeglichen.

DIE MEISTEN SAF-PROJEKTE IN EUROPA UND DEN USA

Bis zum Stichtag 31. Oktober 2023 wurden weltweit 144 aktive Projekte und Vorhaben in 33 Staaten zur Herstellung von SAF identifiziert. Davon entfällt ca. die Hälfte auf den europäischen Kontinent, gefolgt von Nordamerika und von Asien. Die meisten SAF-Projekte befinden sich in den USA (N=34), gefolgt von Deutschland (N=20) und dem Vereinigten Königreich (N=12). In mehr als der Hälfte der Länder mit SAF-Projekten finden sich lediglich ein oder zwei Vorhaben. Die analysierten Projekte befinden sich in unterschiedlichen Projektphasen, die von der Idee, über die Planung, den Bau und der Inbetriebnahme bis hin zur laufenden Produktion reichen.

GLOBAL FAST 30 MIO. TONNEN SAF FÜR 2030 ANGEKÜNDIGT

Die umfassende Datenerhebung und -analyse von CENA ergibt, dass im Jahr 2023 fast 2 Mio. Tonnen SAF weltweit produziert wurden. Unsere Prognosen deuten darauf hin, dass sich diese Menge im Jahr 2026 auf 9 Mio. Tonnen, im Jahr 2028 auf rund 18 Mio. Tonnen und im Jahr 2030 auf fast 30 Mio. Tonnen erhöhen wird. Dies entspricht etwa 5-10 Prozent der weltweit im Luftverkehr vertankten Kerosinmenge. In allen Weltregionen ist ab 2026 mit einem großen Sprung der jeweiligen Produktionsmengen zu rechnen.

Angekündigte SAF-Produktionsmengen nach Kontinent für 2023 bis 2030. Quelle: CENA Hessen.
Angekündigte SAF-Produktionsmengen nach Kontinent für 2023 bis 2030. Quelle: CENA Hessen.

Nordamerika führt die Liste als größter SAF-Produzent an, gefolgt von Europa und Asien. Der Anteil der angekündigten Jahresproduktion an SAF „Made in Germany“ beträgt bis 2030 1,5 Mio. Tonnen. Dies würde einer durchschnittlichen Anlagengröße in Deutschland von 75.000 Tonnen in 2030 entsprechen.

HEFA AUCH IN ZUKUNFT DAS VORHERRSCHENDE VERFAHREN

Für die Herstellung von SAF werden verschiedene Produktionspfade genutzt. Der weltweit bedeutendste ist aktuell HEFA (Hydrotreated Esthers and Fatty Acids) – mehr als jedes dritte SAF-Projekt weltweit nutzt dieses Verfahren. Fast ebenso viele Projekte sind PtL-Anlagen, die jedoch wesentlich niedrigere Härtegrade und Produktionsmengen aufweisen. Alcohol-to-Jet-Projekte (AtJ) haben derzeit weltweit einen Anteil von 15 Prozent, während die Methanol-to-Jet-Route (MtJ) das mit am Abstand am wenigsten genutzte Verfahren ist. Hierbei ist zu beachten, dass die Weiterverarbeitung von Methanol zu Kerosin gegenwärtig noch nicht zugelassen ist. Die Zulassung erscheint bis 2025/2026 aber als realistisch.

Hinsichtlich der Produktionsmengen zeigt sich ein noch stärkerer Fokus auf das HEFA-Verfahren: 2023 wurde weltweit rund 90 Prozent der SAF-Produktion mit HEFA hergestellt. Dieser Anteil verringert sich durch die wachsende Produktionsmenge aus AtJ- und PtL-Verfahren bis 2030 auf rund 70 Prozent. Insgesamt zeigt sich also weltweit ein starkes Interesse an biogenen Verfahren, während E-Fuels auch 2030 weltweit den geringsten Teil der angekündigten SAF-Produktion ausmachen.

Produktionsmengen von Aviation Biofuels und Synthetic Aviation Fuels (E-Fuels). Quelle: CENA Hessen.
Produktionsmengen von Aviation Biofuels und Synthetic Aviation Fuels (E-Fuels). Quelle: CENA Hessen.

In Deutschland liegt der technologische Fokus klar auf der Fischer-Tropsch-Synthese (PtL): 18 von 20 SAF-Vorhaben in Deutschland sind PtL-Projekte. Diese befinden sich allerdings größtenteils noch in Planung oder im Stadium der Projektidee. Nur sechs Anlagen sind bereits als Forschungs- und Demonstrationsanlagen im Bau oder in Betrieb.

KÖNNEN DIE QUOTEN AUF NATIONALER UND EU-EBENE ERFÜLLT WERDEN?

Gemäß der Verordnung ReFuelEU Aviation müssen ab 2025 mindestens zwei Prozent der vertankten Treibstoffe an Flughäfen in der EU aus nachhaltigen Quellen hergestellt sein. Verpflichtet sind dabei die Inverkehrbringer von Kerosin. Bis 2050 soll dieser Anteil sukzessive auf 70 Prozent steigen, von denen mindestens 35 Prozent aus nicht-biogenen Quellen stammen sollen. Die Erfüllung der europäischen SAF-Quote aus hauptsächlich biogenen Verfahren scheint anhand der angekündigten Produktionsvorhaben und unter Berücksichtigung der Härtegrade der Projekte in der EU möglich zu sein. Die Erfüllung der europäischen PtL-Quote erscheint hingegen wenig wahrscheinlich.

Die im Bundesimmissionsschutzgesetz aktuell verankerte PtL-Quote sieht vor, dass dem in Deutschland verteilten Kerosin im Jahr 2026 0,5 Prozent, im Jahr 2028 ein Prozent und im Jahr 2030 zwei Prozent PtL-Kerosin beizumischen sind. Die Beimischungspflicht richtet sich an die Inverkehrbringer, also in der Regel nicht direkt an die Fluggesellschaften. Ob diese nationale Regelung vor dem Hintergrund der EU-Verordnung ReFuelEU Aviation Bestand haben wird, ist aktuell noch unklar. Ausgehend von der im Basisjahr 2019 in Deutschland vertankten Kerosinmenge, mit einer angenommenen Steigerungsrate von einem Prozent pro Jahr ab 2026, entspricht das einem Bedarf von rund 50.000 Tonnen PtL-Kerosin in 2026, 100.000 Tonnen in 2028 und 200.000 Tonnen in 2030. Bei Nichteinhaltung sind Pönalen zu entrichten.

Der CENA SAF-Outlook 2024-2030 zeigt deutlich, dass diese Menge nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen wird. So hat keines der Projekte in Deutschland, die eine Produktion größerer Mengen vorsehen, einen Härtegrad erreicht, der eine Betriebsaufnahme im Jahr 2025 realistisch erscheinen lässt. Aufgrund fehlender finaler Investitionsentscheidungen sowie langer Vorlaufzeiten für Genehmigungen, Engineeringarbeiten, Klärung der Finanzierung, Bau und Inbetriebnahme erscheint zweifelhaft, ob rechtzeitig eine ausreichende Produktion erfolgen kann. Es besteht also weiterhin Handlungsbedarf, um eine zufriedenstellende PtL-Produktion in Deutschland und Europa sicherzustellen.

Um die Nichterfüllung der PtL-Quote in Deutschland zu vermeiden, gibt es folgende Handlungsoptionen:

  • Importe aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland
  • Forderung nach Book&Claim-Verfahren in der EU zur Festlegung der Quotenerfüllung für die Fluggesellschaften
  • Verschiebung der Quote für 2026 auf einen späteren Zeitpunkt
  • Erhöhung der Investitionsbereitschaft durch angemessenen Return on Investment
  • Adäquate "negative Incentivierung“ durch höhere Pönale
  • Schaffung von Anreizen für den Einsatz von SAF bei der Besteuerung, wie z. B. der Luftverkehrssteuer
  • Investitionssicherheit für Anlagen durch entsprechende Regulierung
  • Vereinfachte Vorgaben und Beschleunigung der Genehmigungsprozesse durch die EU-Kommission
  • Verstärkte Koordination und Bündelung von Fördermitteln auf Bundesebene

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